Idee aus Thüringen: Pläne von 1954 in Apenburg wurden Stück für Stück Realität

#Apenburg – Vor genau 70 Jahren begann in Apenburg der Traum vom eigenen Waldbad, das die Apenburger mit eigenen Händen aufgebaut haben. Ein Kraftakt, der heute kaum noch vorstellbar ist.

Etwa 3000 Besucher kamen am 16. Juni 1957 zur feierlichen Übergabe des Waldbades an die Gemeinde.

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg reifte in Apenburg der Gedanke, ein eigenes Bad aufzubauen. Die Initialzündung gab schließlich Willi Rüter. Im Sommer 1953 besuchte er ein Schwimmbad im thüringischen Friedrichroda. Von nun an gab es kein Halten mehr. Der geeignete Platz wurde schließlich am ehemaligen Schützenplatz in einer Sandkuhle gefunden. Dort gab es ausreichend Grundwasser. Zudem standen dort Linden, die für einen Campingplatz gute Voraussetzungen boten.

Auch andere Vereine mit ins Boot geholt

Vier Apenburger waren maßgeblich an dem Projekt beteiligt: Willi Rüter überwachte den Bau, Willi Schulze übernahm die Planung, Walter Kuffke überwachte die Erdarbeiten und Ernst Schulz organisierte die Arbeitskräfte. Als Vorsitzender des Sportvereins sprach er viele Apenburger an und suchte auch die Kontakte zu anderen Vereinen, um sie zum Mitmachen zu animieren. Und so konnte am 4. April 1954 mit dem Bau begonnen werden.

Am 4. April 1954 konnte mit dem Waldbad-Bau begonnen werden. Knackpunkt war damals wie heute die Finanzierung.

Die Bedingungen waren neun Jahre nach Kriegsende abenteuerlich. Knackpunkt war damals wie heute die Finanzierung. Eine logistische Meisterleistung vollbrachte vor allem Willi Schulze. Nach Feierabend und vor allem an Wochenenden waren bis 50 Apenburger im Einsatz. Dieser musste gut organisiert werden. „Allein der Aushub des Beckens war für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Nur mit Spaten und Schaufel wurde die Grube ausgehoben. Dazu wurden Schienen verlegt, um den Erdaushub mit Loren abzutransportieren“, recherchierte seinerzeit AZ-Reporter Peter Lieske für einen Zeitungsartikel, der im Sommer 2011 erschien.

Alles geschah in Handarbeit

Nach dem Vorbild des Diesdorfer Bades waren ein Schwimmer-, ein Nichtschwimmer- und ein Planschbecken vorgesehen. Alle Becken wurden in Beton gesetzt. Ein Kraftakt der besonderen Art, denn der Beton wurde nicht von einem Mischfahrzeug angeliefert, sondern vor Ort selbst gefertigt. Zement und Sand mussten herangeschafft werden. Der Zement war nicht in Säcken verpackt, sondern lose in Waggons aufgeschüttet. Das bedeutete: Jede Ladung Beton musste auf dem Apenburger Bahnhof mit der Schippe umgeladen werden. Meist mit dem Pferdefuhrwerk kam er dann zur Baustelle. Schließlich wurden Zement und Sand mit der Schaufel in einen 500-Liter-Mischer schippt. Mit Wasser gemischt gelangte der fertige Beton dann an seinen Bestimmungsort – natürlich auch von Hand. Am Beckenrand entstanden Startblöcke sowie zwei Ein-Meter- und ein Drei-Meter-Turm. Dieser gilt als Herzstück des Bades. Er wurde am Ende der Bauarbeiten fertiggestellt. Mit dem „Dreier“ hat sich Willi Schulze im Waldbad verewigt. Er baute damals den Sprungturm mit seiner Frau auf.

Das Waldbad Apenburg im Jahr 1958. Das Areal war über Jahrzehnte ein beliebtes Naherholungsgebiet.
repros: zuber

Ein gutes Jahr später, am 31. Juli 1955, war das Werk vollbracht. Das neue Waldbad wurde feierlich eingeweiht. Umkleidekabinen gab es anfangs noch nicht. In Eigenleistung wurde auch die Schwimmmeisterwohnung aufgebaut. Anfangs war dort das Kassenhäuschen eingerichtet. Etwa 3000 Besucher kamen am 16. Juni 1957 zur Übergabe des Waldbades an die Gemeinde.

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