DAMALS WAR´S: Historie des alten Apenburger Taubenturms erforscht
#Apenburg – Das Taubengurren in der Apenburger Ortsmitte ist heute verstummt. Eines der markanten Gebäude Apenburgs, der Taubenturm am alten Forsthaus, ist älteren Bürgern noch in guter Erinnerung. Hobby-Historiker Günter Schröder erforschte die Geschichte des Apenburger Bauwerkes, das mittlerweile abgerissen wurde.
Taubenhaltung einst ein Privileg des Adels
Taubentürme wurden früher fast immer in der Mitte von größeren Bauernhöfen oder Gütern errichtet. Man konnte so ganz bequem um sie herumfahren. „Diese Türme waren auch ein Prestige- oder Statussymbol“, erklärt der Apenburger Heimatforscher. Tauben zu halten, war ursprünglich dem Adel und später wohlhabenden Bauern und Gutsbesitzern vorbehal-ten. In Apenburg und dem benachbarten Rittleben gab es solche Türme, die im oberen Teil die Tauben beherbergten und unten oft als Abstell- oder Vorratsraum dienten. Heute findet man einen sol-chen Turm noch im Freilichtmuseum Diesdorf.
Geschichte der Burg reicht bis 1351 zurück
Die Geschichte des Apenburger Turmes ist interessant. „Als im Jahre 1351 die von der Schulenburg mit dem Städtchen Apenburg belehnt wurden, errichteten sie im Norden des Ortes eine mit Palisaden befestigte Burg. Nach Protesten aus Salzwedel unterblieb die weitere Befestigung des Städtchens“, recherchierte Schröder. An den Namen „Lindenwall“ und „Wallgraben“ ist zu erkennen, dass es bereits Befestigungen gab. Nicht weit vom ehemaligen Standort des Taubenturmes wurden 1993 bei Tiefbauarbeiten Reste von Palisaden ausgegraben, die wahrscheinlich zur Befestigung der Burg gehörten.
Nachdem laut Dietrich Hermann (1618-1693) „südlich des Ortes in einer sumpfigen Gegend“ eine neue Burg errichtet wurde, nutzten die von der Schulenburg den Platz der ehemaligen Burg weiter als Gutshof. Die Autoren Hermes und Weigelt schrieben im „Handbuch des Regierungsbezirkes Magdeburg“ 1842 über das Rittergut: „Apenburg, ein offener dorfartig gebauter Ort, an der Beeke (auch Hunte und Purnitz genannt) mit einem landtagsfähigen Rittergut.
Nur drei Gebäude sind heute noch erhalten
Das dem Landrathe, Freiherrn von der Schulenburg auf Probstei Salzwedel gehörige, auf der nördlichen Seite des Orts gelegene Rittergut enthält 5 Wohnhäuser, 34 Einwohner, 319 Morgen Aecker 4. und 5. Klasse, 75 Morgen Wiesen sowie fünf Morgen Gärten, 300 Morgen Holzungen und 88 Morgen Aenger.“ Das Gut war ein eigener Verwaltungsbezirk und gehörte nicht zum Dorf. Die Bewohner durften zum Beispiel den Rat nicht mit wählen. Erst 1928 beschloss das preußische Staatsministerium die Auflösung der Gutsbezirke. Das schulenburgische Gut wurde nach Apenburg, Rittleben nach Siedentramm eingemeindet. Heute sind von den Gebäuden des Rittergutes nur noch das Herrenhaus, das Forsthaus und der ehemalige Pferdestall (jetzt Verwalter-Wohnhaus) vorhanden. Auf etlichen alten Postkarten ist der Taubenturm zu sehen, der wohl in der Mitte des Wirtschaftshofes stand. Von den umliegenden Scheunen und Ställen fehlt heute jede Spur. „Der Taubenturm stand als markantes Gemäuer noch sehr lange in der Ortsmitte im damaligen Forstgarten. Nach 1945 bauten Anwohner dort ihr Gemüse an. Danach nutzte man das Gelände als Schulgarten und stellte die Geräte im Turm ab“, weiß Günter Schröder.
Abriss aus Sorge um Sicherheit der Kinder
Weil man eine Gefährdung der Kinder befürchtete, wurde der Taubenturm, obwohl er unter Denkmalsschutz gestanden haben soll, am 10. Februar 1962 wegen Baufälligkeit mit Hilfe von Ketten und eines Traktors der MTS (Maschinen-Traktoren-Station) eingerissen. Es blieb nur ein Mauerrest von etwa einem Meter Höhe stehen. Bei der späteren Neugestaltung der Fläche verschwand auch dieses letzte Überbleibsel.
Quellenangabe: VON KAI ZUBER – Altmarkkreis Salzwedel vom 03.07.2024, Seite 5
Interesse an einem kostenlosen Testzugang zum ePaper? Bestellen Sie hier: https://meinabo.az-online.de/abo/#abo-pricing . Der Test endet automatisch.