Apenburg-Winterfelds Bürgermeisterin Ninett Schneider kann 2020 dennoch etwas Positives abgewinnen
Die Corona-Pandemie hat auch das gesellschaftliche Leben im Flecken Apenburg-Winterfeld im vergangenen Jahr stark eingeschränkt. Dennoch zieht Bürgermeisterin Ninett Schneider aus Gemeindesicht eine durchaus positive Bilanz 2020.
#ApenburgWinterfeld l Wie stark das Coronavirus das normale Leben beeinträchtigt hat, war 2020 vor allem in den Orten des Fleckens Apenburg-Winterfeld zu spüren. „Wir haben ja alles Dörfer, in denen viele Veranstaltungen und ehrenamtliche Aktivitäten stattfinden. Dass das meiste ausfallen musste, war schade und traurig“, resümierte Bürgermeisterin Ninett Schneider im Volksstimme-Gespräch. Dennoch hätten die Leute aus der Situation das Beste gemacht und sogar einige Höhepunkte unter den besonderen Bedingungen auf die Beine gestellt, erinnerte sie beispielsweise an das Burgtheater in Apenburg und den Sponsorenlauf des Winterfelder Sportvereins.
Wichtig sei gewesen, dass das Apenburger Waldbad, wenn auch später als sonst, geöffnet werden konnte. „So hatten vor allem die Kinder und Jugendlichen einen kleinen Ausgleich“, so Schneider, die mit der Saison durchaus zufrieden war. Auch das Defizit habe sich sehr in Grenzen gehalten.
Für die Gastronomie, die in der Gemeinde stark vertreten ist, seien die angeordneten Schließungen besonders bitter gewesen. „Ich hoffe trotzdem, dass alle das Jahr 2020 einigermaßen überstanden haben und weiter durchhalten werden“, drückt die Ortschefin die Daumen. Das gelte auch für die übrigen Betriebe und Gewerbetreibenden in der Gemeinde.
Größte Baumaßnahme in der Gemeinde war und ist der Brückenneubau in Altensalzwedel. Hier ist die Kommune allerdings nur Zuschauer, da der neue Übergang über die Purnitz und den parallel verlaufenden Graben im Auftrag des Kreises errichtet wird. „Für die Bürger ist die Baumaßnahme aber mit Einschränkungen verbunden“, erklärte Ninett Schneider. Deshalb hoffe sie, dass die Brücke wie geplant im Sommer fertig ist „und wir dann dort wieder eine ordentliche Straße haben“.
Gerne hätte es die Bürgermeisterin gesehen, wenn auch der seit Langem angestrebte Ausbau der Cheinitzer Straße in Apenburg und der Lindenstraße in Winterfeld auf der Liste abgehakt werden könnte. Doch beide Vorhaben, für die das Land als Straßenbaulastträger zuständig ist, blieben auch 2020 in der Schublade.
Wertstoffhof angeschoben und Badkonzept beauftragt
Dafür war Apenburg-Winterfeld die erste Gemeinde in der Verbandsgemeinde, in der der Spatenstich für den geplanten Breitband-Ausbau getätigt wurde. Seitdem wird in den Ortsteilen für das schnelle Internet über Glasfaser bis ins Haus gebuddelt. „Und wir haben ein Thema angepackt, das gerade die Bürger in Apenburg seit Jahren beschäftigt“, berichtete Ninett Schneider. Gemeint ist der Grünschnittplatz im Ort, der wegen Müllablagerungen immer wieder Ärger verursachte und letztlich auf Anordnung des Kreises geschlossen wurde. Mit der offiziellen Einrichtung eines Wertstoffhofes durch die kreiseigene Deponie-Gesellschaft soll das Problem behoben werden. „Im ersten Quartal soll alles fertig sein, so dass zumindest mit Beginn der Grünschnittsaison eine Lösung für die Bürger zur Verfügung steht“, zeigte sich die Ortschefin erleichtert.
Für das Waldbad habe man die Erstellung einer Machbarkeitsstudie, gefördert aus Mitteln des Leader-Programms, in Auftrag gegeben. Dabei gehe es auch darum, kreative Konzepte zu entwickeln, wie die kulturellen Punkte um das Bad herum mit einbezogen werden können. Mit dem Sportplatz, der Bungalowsiedlung, dem Campingplatz, aber auch der Alten Burg gibt es einen Komplex, der gemeinsam betrachtet werden muss. „Es geht darum, Synergieeffekte zu entwickeln, von denen jeder profitiert“, gab Ninett Schneider das Ziel vor.
Ausgesprochen positiv hat sich nach Einschätzung der Bürgermeisterin die Zusammenarbeit im Gemeinderat entwickelt. Es gebe bei den neugewählten Räten zwar viel Temperament, jede Menge Meinungen und Standpunkte, die mit Nachdruck vertreten werden, „aber die Art, wie wir konstruktiv miteinander umgehen, gefällt mir“. Statt persönlicher Befindlichkeiten stünden Sachthemen im Vordergrund.
VG und Gemeinden nicht auseinanderdividieren
Die gleiche Entwicklung würde sich Ninett Schneider auch auf Verbandsgemeinde (VG)-Ebene wünschen. VG und Mitgliedsgemeinden dürften nicht länger auseinanderdividiert werden. „Das sind doch die gleichen Menschen, die an einem Strang ziehen sollten, damit es in den Orten für die Bürger lebenswerter wird“, betonte die Winterfelderin. Wenn der Bürger ein Problem hat, ist das Büro seines Bürgermeisters der erste Anlaufpunkt. Und auch die Kindergärten und Feuerwehren gehörten als Kulturträger weiter zu den Orten dazu, selbst wenn sie jetzt in Trägerschaft der VG stehen. „Das kann man doch nicht trennen, hier ist ein Miteinander gefragt“, so Schneider. Das Modell der Verbandsgemeinde sei bei allen Schwierigkeiten ein „schönes Konzept, um die Basis mitzunehmen“.
Wenn man es geschickt anpacke, könne man ein ganzes Stück mehr Bürgernähe erreichen als in zentral gesteuerten Einheitsgemeinden. „Dazu müssen wir aber eine vernünftige kommunikative Basis zwischen Verbandsgemeinde und Mitgliedsgemeinden finden. Mit einer strikten Trennung und Befindlichkeiten untereinander tun wir uns und unseren Orten am Ende nur weh“, spielte Schneider auf den aktuellen Konflikt zwischen VG-Bürgermeister Michael Olms und Teilen des Verbandsgemeinderates an, dem auch die Apenburg-Winterfelder Ortschefin angehört.
Zu den wichtigsten Aufgaben in den nächsten Jahren in der Gemeinde gehört es nach Schneiders Ansicht, genügend Bauplätze in den Orten vorzuhalten, um vor allem junge Leute und Familien zum Hierbleiben oder zur Rückkehr zu bewegen. Hierbei lege das Land aber den Kommunen immer wieder Steine in den Weg. So habe man zwar eine vollständige Beplanung des Apenburger Baugebiets, in dem die Bauplätze in der ersten Reihe verkauft sind, anschieben können, doch in den übrigen Ortsteilen gebe es Probleme. „Hier fehlen die Bauplätze, wir haben schon junge Leute, die bauen wollten, deshalb abweisen müssen“, berichtete Ninett Schneider.
Das Problem: Bevor vorhandene Lücken nicht bebaut und existierende Baugebiete ausgelastet sind, dürfen keine neuen Areale ausgewiesen werden. In Winterfeld beispielsweise gibt es aber keine Baulücken mehr, dafür aber Leute, die sich hier ihren Lebensmittelpunkt schaffen wollen. „Warum kann dann nicht zum Beispiel im Außenbereich gebaut werden? Hier müssen wir einfach flexibler reagieren und beispielsweise die Ortsgrenzen erweitern können“, forderte Schneider. Viele würden gerade jetzt in Krisenzeiten die Vorteile der ländlichen Altmark als Heimat erkennen, doch die Rahmenbedingungen würden eine Verwurzelung oftmals erschweren.
Quelle: VOLKSSTIMME von Walter Mogk VOLKSSTIMME