Siegbert Klaffer hat Gedanken zum Ort aufgeschrieben / Ein Geschenk für den Einheitstag
In Winterfeld lässt es sich gut leben. Das meint Siegbert Klaffer, der seit Jahrzehnten hier zu Hause ist. Deshalb hat er seine Gedanken aufgeschrieben. Diese widmet er dem Ort Winterfeld zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit.
Winterfeld l 21 neue Häuser sind seit 1990 in Winterfeld gebaut worden, sechs in Recklingen, eines in Quadendambeck: Siegbert Klaffer hat die Entwicklung akribisch verfolgt und die Namen der Bauherren notiert. „28 neue Häuser. Das zeugt davon, dass sich die Leute hier wohl fühlen“, sagt der heute 81-Jährige. Vorwiegend junge Familien mit Kindern hätten gebaut. Das sei auch gut für die Kindertagesstätte „Winterfelder Spatzen“, die immer ausgelastet sei.
Winterfeld sei eine der wenigen Orte in der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf, die einwohnermäßig wachse, hat er beim Lesen der Volksstimme festgestellt. Im Jahr 2017 hätten 320 Menschen hier gelebt. Zwei Jahre später seien es 345 gewesen. Diese positive Entwicklung sei für ihn der Anlass gewesen, auf die drei Jahrzehnte nach der Wende zurückzublicken, aber auch die Historie näher zu beleuchten, erzählt Siegbert Klaffer.Insgesamt 23 Unterpunkte
Seine Betrachtung umfasst insgesamt 23 Unterpunkte, die verschiedenste Bereiche beleuchten. So ist die Kirche, die auf der Bundesstraße 71 sowohl aus Richtung Cheinitz als auch aus Richtung Mahlsdorf kommend schon von Weitem zu sehen ist, im Jahr 1204 erbaut worden. Das Alter des Hünengrabes, das sich in unmittelbarer Nähe befindet, wird auf gut 5000 Jahre geschätzt.
Der Ort Winterfeld ist im Jahr 1348 erstmals urkundlich erwähnt. Woher der Name rührt, dazu gibt es mehrere Versionen. Siegbert Klaffer favorisiert eine Deutung: „Da alle Felder östlich vom Ort vorm Parchen, einem großen Waldstück, liegen, haben die hohen Bäume im Winter bei Schneefall wie Schneezäune gewirkt. Vermutlich sind dadurch auf den Feldern größere Schneemassen hernieder gegangen – als auffälliges ,Winter-Feld‘.“ Dieses Phänomen habe in den 1960er Jahren sogar mehrfach zu Hochwasser geführt: wenn der Schnee zu rasant getaut und sturzbachartig auf den Ort zugeströmt ist. „Unser Haus war von etwa 20 bis 30 Zentimeter hohem Wasser umgeben. Manche Bauern haben ihren Brühtrog genommen, um in diesem wie in einem Kahn durch die Straßen zu fahren“, erinnert sich der 81-Jährige an eine Episode, die er in seiner Schrift ebenfalls mit vermerkt hat. Danach seien eine Regenwasser-Ableitung verlegt und ein Erdwall gebaut worden, um vor Überschwemmungen sicher zu sein.
Das Wappen des Ortes ist ein besonderes: Denn darauf ist auch ein Wolf zu sehen. Die Geschichte mit dem Tier geht auf einen Adligen derer von Winterfeld – die Familie gibt es seit 600 Jahren – zurück. Von diesem sei überliefert, dass er eigenhändig einen Isegrim getötet haben soll – in einer Zeit, in der es zu viele Wölfe gegeben habe, berichtet Siegbert Klaffer.
Der dunkelste Tag in der Ortsgeschichte sei der 12. April 1945 gewesen. Etwa 30 vom Bürgermeister angeforderte Soldaten hatten versucht, amerikanische Panzerverbände auf dem Weg in Richtung Elbe aufzuhalten. Das traurige Ergebnis: acht tote deutsche Soldaten sowie vier Verwundete, die im Lazarett in Beetzendorf starben, ein Wohnhaus und fünf Scheunen, die durch Feuer zerstört wurden.
Der 81-Jährige hat sich auch mit der Geschichte der freiwilligen Feuerwehr (gegründet 1907) und des Sportvereins (seit 1922) beschäftigt. Er erinnert an den Bau des Mehrzweckgebäudes, das am 28. August 1976 eingeweiht wurde und bei dem etwa 150 Winterfelder kostenfrei mit zugepackt hatten.
Beim Blick in die drei Jahrzehnte seit der Deutschen Einheit hebt er den Bau des Winterfelder Gesundheitszentrums hervor, übergeben am 5. Januar 2018. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in unserem Ort nicht nur eine Ärztin und einen Physiotherapeuten haben, sondern auch eine Landfleischerei, eine Bäckerei, eine Kaufhalle, eine Tankstelle und sogar zwei Gaststätten“, listet Klaffer auf. Er ist erstaunt, als er sämtliche Betriebe und Institutionen zusammenzählt, die in Winterfeld präsent sind: Es sind momentan 20 an der Zahl.
Der Senior wünscht sich, dass das Niedergeschriebene in die Gemeindechronik eingehen wird, damit es alle Interessenten nachlesen können. Ein Wunsch, den ihm Bürgermeisterin Ninett Schneider sicher gern erfüllen wird.
Von Anke Pelczarski VOLKSSTIMME